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reMarkable 2

Das Fazit nach einem Jahr schulischer Nutzung des reMarkable 2: die Akzeptanz in der Schule ist großartig und digitales Papier ist die Zukunft der Schule.

vor 3 Jahren

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Als 2021 das Experiment „home schooling“ resp. „distance learning“ beendet wurde, standen wir vor einem kuriosen Problem: Unsere Kinder haben unzählige PDF-Dokumente ausgefüllt. Im Gymnasium haben sich allein 1,81 GB an digital bearbeiteten Dateien angesammelt! Wie sollten wir nun sicher stellen, dass die Kinder auf dieses Wissen zurückgreifen können? Alles ausdrucken wäre ja nicht zu vertreten gewesen …

Wir haben bei der Schule gefragt, ob unsere Tochter einen Laptop mit nehmen kann und die Antwort war vorhersehbar. Den Dialog zur Argumentationskette kann man sich in etwa so vorstellen:

Diese Geräte sind in der Schule nicht versichert und bei Beschädigung oder Verlust liegt die Verantwortung bei den Eltern …

OK. Damit wären wir einverstanden. Gebrauchte Laptops mit ausreichend Akku-Kapazität sind relativ preiswert zu haben und selbst „altersschwache“ Geräte sind mit Linux zum schreiben und lesen noch bestens geeignet …

Die Lautstärke von Lüftern und Tastenanschlägen stört den Unterricht …

OK. Also eher ein Tablet …

… und die Licht-Effekte von Tablets sind ebenfalls störend. Insbesondere Kinder die kein Tablet haben, sind verleitet immer wieder nach dem leuchtendem Tablet zu gucken.

Nagut. Also doch kein Tablet, vielleicht …

… ach. Und Internet haben wir auch nicht am Gymnasium. Weder stellt der Schulträger WiFi zur Verfügung noch gibt es hier irgendeinen nennenswerten Handy-Empfang. Daran wird auch der Digitalpakt Schule nichts ändern, weil der Schulträger zum Beispiel noch nicht entschieden hat, ob es überhaupt Wlan für die Schüler geben wird, oder nur für die computer, die von der Schule eingesetzt werden.

Mit diesen Einschränken haben wir sehr schnell genau ein Produkt gefunden. Ich hatte von dem Produkt „remarkable“ bei der Einführung „damals“ in der Bits und so #613 (Champs Ally Say) gehört. Das war 2019. Inzwischen gibt es das reMarkable 2 und ein wirklich schön gemachtes Werbevideo:

Wir haben also die Schule gefragt und die hat gesagt: „Ok. Lassen Sie uns das einfach mal probieren.“. Damit hatte ich tatsächlich gar nicht mehr gerechnet …

Wir haben es also probiert - und dies ist mein Rückblick.

Im Juni 2021 haben ich das reMarkable bestellt und im Juli wurde es geliefert. Wir haben das Auspacken „zelebriert“ und dann habe ich alle PDF-Dokumente aus dem Schuljahr 8 drauf kopiert und die Schulbücher für Schuljahr 9, soweit es diese als eBook gab. Um genau zu sein, habe ich zwischen „Bestellung“ und „Lieferung“ einen Account eingerichtet und mit der App am Computer bereits alle Dokumente „in die Cloud“ geschoben, so dass nach dem Auspacken und der Account-Anmeldung alle Unterlagen des vergangenen Schuljahrs und die neuen Ordner nebst Schulbücher für das neue Schuljahr „automatisch“ auf dem Gerät erschienen sind.


Zunächst einmal ein paar Fakten zur Technik, soweit diese von reMarkable selbst kommuniziert wurden:

Größe und Gewicht 187 x 246 x 4,7 mm
Ungefähr 403,5 g (.88 lb)
Prozessor 1,2 GHz Dual-Core-ARM
Speicher & RAM 1 GB LPDDR3 SDRAM
8 GB interner Speicher
Screen CANVAS-Display der zweiten Generation
10,3" monochromes digitales Papierdisplay (keine Farben)
Auflösung 1872 x 1404 (226 DPI)
Teilweise angetrieben durch E Ink Carta Technologie
Kapazitiver Multi-Punkt-Touch
Stift Kein Aufladen, Einrichten oder Koppeln erforderlich
Spezielle Stiftspitze mit hoher Reibung
Neigungserkennung
4096 Stufen der Druckempfindlichkeit
Konnektivität Wi-Fi 2,4GHz und 5GHz
USB-C
Anschluss für Zubehör
Akku Wiederaufladbarer Akku (Li-Ion)
USB-C Aufladung
3000 mAh
Betriebssytem Codex - Ein eigens entwickeltes Linux-basiertes Betriebssystem
Betriebssystem für digitale Papierdisplays mit niedriger Latenz
eBooks PDF & ePUB
Außerdem Menüsprache: Nur Englisch
Synchronisierung von Notizen und Dateien zwischen reMarkable Tablet und reMarkable Apps für MacOS, Windows 10, iOS und Android
Handschrift-Konvertierungsfunktion powered by MyScript

Wir haben damals auch noch einiges Zubehör gekauft.
Zum Einen das „Book Folio“, wodurch das reMarkable wie ein Schnellhefter aufgeklappt werden kann, statt des „Folio“ in das das Pad wie in einen Umschlag geschoben wird.
Zum Anderen eben auch den teuren Stift, mit dem Radierer auf der Rückseite.
Außerdem Ersatz-Spitzen, da sich die Kunststoff-Spitzen an dem satiniertem Glas abreiben …

reMarkable 2 399 €
Marker Plus 99 €
25 Ersatzspitzen 39 €
Book Folio 99 €
636 €

Im schulischen Alltag hält das reMarkable 2 locker zwei bis drei Wochen, was ich echt bemerkenswert finde. Es gibt companion-apps für den PC und smartphones, und auch wenn das reMarkable selbst nur 1024 Graustufen darstellen kann, gibt es verschiedene Marker, die dann auf dem Computer und im PDF farbige Dokumente darstellen.

Und ganz ehrlich: das Schreibgefühl ist der Hammer!

Wer schon mal mit einem pencil auf dem iPad geschrieben hat, weiß wie „falsch“ sich das anfühlt. Die Plastik-Spitze des pencil flutscht geräuschlos über das Gorillaglas und es fühlt sich anders an. Es ist ein fremdes Medium. Beim reMarkable 2 ist das Gefühl und das Geräusch viel vertrauter. Zwar ist das Display auch aus Glas, aber es ist satiniert und der Stift erzeugt regelrecht ein Schreibgeräusch, wie ein Bleistift auf Papier. Das ist auch der Grund, warum es für den reMarkable-Pen Ersatzspitzen gibt. Sie nutzen sich halt ab. In einem halben Schuljahr hat unsere Tochter die Miene einmal gewechselt.

Der wichtigste Aspekt kommt nun aber zum Schluss: die Akzeptanz in der Schule ist großartig. Es gibt im Grunde nur eine Lehrerin die auf „echtem Papier“ besteht. Es gibt keine Beschwerden und die Noten unserer Tochter sind jetzt weder überragend besser noch schlechter geworden. Ich glaube, dass dieser „Testballon“ auch für andere Kinder den Weg geebnet hat mit „echten Tablets“ in der Schule arbeiten zu dürfen.

Das reMarkable jedenfalls ist im Schulalltag einfach ein zuverlässiger und bequemer Begleiter. Statt 13 Heftern hat unsere Tochter im Grunde zwei Blöcke (Karo & Linien) und das reMarkable dabei. Und einige Bücher. Einige Schulbücher gibt es nicht digital, einige digitale Ausgaben sind ganz furchtbare „javascript-webseiten“ mit Log-In. Ja. Ich meine dich, Cornelsen.

Das reMarkable ist in meinen Augen wirklich remarkable. In der weiteren Schullaufbahn und im Studium wird sich das mit den eBooks hoffentlich noch verbessern - damit meine ich, dass die Verlage vernünftige DRM-Freie ePub Dokumente anbieten und dass der Papier-Buch-Zwang an den Schulen entfällt. Überhaupt, dieses Papier. Wenn ich an meine Zeit an der Akademie für Datenverarbeitung zurück erinnere, da gab es diesen Computer-Raum und ansonsten gab es nur klassische Klassenräume mit grünen Tafeln und Overheadprojektoren und alle haben in Heftern mitgeschrieben …

… naja. Außer mir. Ich hab auch in den analogen Klassenräumen ein Laptop gehabt. Ich brauchte dafür zwar ein Legastheniker-Attest, aber der Zweck heiligt die Mittel. Wenn ich daran denke, dass auch heute noch im im Studium Unmengen von Papier beschrieben und dann vergessen werden - echt jetzt: ein Hoch auf durchsuchbare Mitschriften! Sorry für die Abschweifung. Hätte es damals ein reMarkable gegeben, ich hätte ein reMarkable genutzt.


Mir fallen aber auch ein paar Nachteile ein, die ich nicht verschweigen will, denn das hier ist ein privates Review & Fazit und kein sponsoring:

Seit 2021 gibt es ein Abo-Modell namens „Connect“, das zwar im „No Plan“-Modus kostenlos funktioniert, dann aber die Dokumente auch nur auf dem Gerät speichert. Eine Cloud-Anbidung kostet dann 3,99 € im Monat. Für die Features „Google Drive, Dropbox, and OneDrive integration“, „Handwriting conversion“, „Screen Share“ und „Send by email“ fallen monatlich 5,99 € an. Da wir unser reMarkable vor der Einführung gekauft haben, ist für unser Gerät bereits ein „lebenslanges“ Connect enthalten (damit ist die Lebensdauer des Geräts gemeint und dann auch nur, so lange das Gerät „uns“ gehört. Wird es verkauft und von einem anderen User neu aufgesetzt, ist Connect auch nicht mehr enthalten). Der Cloud-Zugriff per App ist super entspannt und die Handschrifterkennung ist selbst bei meiner Sauklaue bemerkenswert. Also dieses Connect bezahlt einfach über die Jahre wirklich wichtige Server-Dienstleistungen. Das Gerät funktioniert auch ohne - aber mit ist einfach wirklich besser! Man muss also sagen, dass die Hardware in der Anschaffung 399 € kostet, und dann noch mal 48 – 72 € im Jahr für Cloud-Funktionen dazu kommen.

Die Software ist absolut solide. Keine Frage. Das, was sie kann, macht sie ohne mir bekannte Bugs. Das reMarkable reagiert super snappy - es gibt keine Verzögerungen, alles läuft flüssig und das ist auch gut und wichtig, denn dadurch rückt die dahinterliegende Technik in den Hintergrund. Obwohl das Betriebssystem „ein Linux“ namens Codex sein soll, gibt es keine Möglichkeit Linux-Programme für das reMarkable zu entwickeln. Und es fehlen meiner Meinung nach zumindest ein Kalender - ein Addressbuch wäre auch ganz zauberhaft. Es gibt daher eine Vielzahl von PDF-Vorlagen, mit denen man wie beim Filofax anderes „Papier“ oder Kalender durch geschickt verlinkte PDF nutzen kann, aber es ist eben kein „echter“ Kalender. Andererseits kann ich nachvollziehen, dass es nur konsequent ist, für jedes neue Jahr ein neues Kalender-PDF zu nutzen. Die ganze Scrap-Book-Community lebt von dieser Idee. Das reMarkable jedoch ist absolut geschlossen. Es gibt kein SDK, und keine Möglichkeit das Gerät resp. die Software um Funktionen zu erweitern.

Die Verarbeitungsqualität ist perfekt. Da kann sich das reMarkable mit den hohen Standards von Apple messen. Leider gibt es keinen Hinweis darauf, wie „grün“ das reMarkable ist. Ich habe die EU Recycling Information gefunden, aber selbst iFixit hat keine Hinweis auf die Verarbeitung - aus der man ja mögliche Umwelt-Aspekte ableiten könnte. Es wurde aus China zu uns geliefert. Ich hatte bis zum UPS-Tracking die Vorstellung, dass es aus Norwegen kommt, denn die Firma ist in Oslo ansässig - und ganz ehrlich, bei dem Preis habe ich wirklich damit gerechnet, dass es in der EU hergestellt wird. Ich „glaube“, dass über eine Lebensdauer von 5 Jahren das reMarkable umweltschonender ist, als Papier in Schule und Studium. Schließlich gibt es auch Überlegungen, dass eBook-Reader umweltfreundlicher sein können als gedruckte Bücher.


Ein reMarkable 3 mit farbigem Display würde ich sofort kaufen. Da das aber noch nicht einmal angekündigt ist, kann ich hier einen referral-rabatt von 40 € beim Kauf eines reMarkable 2 anbieten:

reMarkable 2

Das digitale ePaper Schreibheft für Schule und Studium.

40€ referral-rabatt

Marco Tralles

Veröffentlicht vor 3 Jahren